Die britischen Kolonialisten brachten die Teekultur nach Indien. In den neu angelegten Teegärten wurden sowohl chinesische als auch indische Assam-Varietäten angebaut. Schnell stellte sich heraus, das Assam-Tee die höheren Erträge bot und auch geschmacklich überzeugte. Heute gehört Indien zu den größten Teeherstellern der Welt und hat auch beim Teeexport die Nase vorn. Schwarztee-Sorten wie Assam und Darjeeling sind weltweit exzellente Tee-Regionen und werden sehr geschätzt. Daneben finden sich noch weitere Anbaugebiete, nach denen feine indische Teesorten benannt sind wie z.B. Nilgiri und Sikkim.
Entwicklung der indischen Teekultur
Über die Anfänge von Teeanbau und Teekultur existieren keine verbindlichen Daten. Eine Unterart der Teepflanze Camellia sinensis var, assamica kommt im nordöstlichen Indien schon sehr lange vor, wobei sich das Ursprungsgebiet nicht mehr bestimmten lässt. Das Volk der Jingpo nutzte die Pflanze, um daraus ein fermentiertes Getränk namens miang zuzubereiten.
Vermutlich im 17. Jahrhundert erfolgte erstmals der Export von chinesischem Tee (Grüntee und Schwarztee) nach Indien. Europäische Händler eröffneten stationäre Handelsniederlassungen in einstigen indischen Hafenstädten wie Bantam, Chennai und Surat. Vor allem die britischen und niederländischen Händler tranken damals schwarzen Tee gegen Magenbeschwerden und Kopfschmerzen, über die Verbreitung in der indischen Bevölkerung liegen aus dieser Zeit kaum Informationen vor.
Teekultivierung in Indien durch Briten
Unter der britischen Kolonialherrschaft begann der Teeanbau in Indien Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Gründung der Assam Tea Company. Es entstanden die ersten Teegärten. Die Engländer, die Tee aus China mit Genuss verköstigten, ihn aber nicht selbst anbauten, schickten den schottischen Gärtner und Forscher Robert Fortune nach China, um dort mehr über die richtige Kultivierung von Tee zu erfahren, um das Wissen in Indien anzuwenden. Dieser schmuggelte auf einer zweiten Chinareise Pflanzen und Samen, die in den indischen Tee-Gärten ebenso wie die vorhandenen und neu entdeckten Varietäten aus dem tropischen Regenwald von Assam angebaut wurden. Die besten Erträge brachten dabei die indischen Assam-Sorten. Assamtee konnte bereits 1851 auf der Pariser Weltausstellung einen Preis erzielen.
Von Assam nach Darjeeling
Der Engländer Archibald Campbell legte in den 1860er Jahren den Grundstein für die Teekultivierung im indischen Distrikt Darjeeling mit der Darjeeling Company. Bevor der indische Schwarztee jedoch bei den Briten einen großen Anklang fand, sollte es noch bis Ende des 19. Jahrhunderts dauern. Die indische Bevölkerung konnte sich den britisch-indischen Tee seinerzeit nicht leisten, weshalb er hauptsächlich von den Kolonialisten getrunken wurde. Doch es galt für die Briten, auch die Inder für den Tee zu begeistern, was durch die Einführung von Teepausen an den Arbeitsplätzen, das Verkaufsangebot in Zügen und neu eröffneten Teeläden um 1914 gelang. Die Teeproduktion in Indien wuchs rasant an. In den 1930er Jahren lag sie bei ca. 180.000 Tonnen. Seit den 1950er Jahren gilt Tee in Indien als Massengetränk. Indien ist mittlerweile zum weltweit größten Teekonsumenten avanciert und gehört nach China zu den größten Teeproduzenten für Schwarztee.
Zahlen und Fakten zur indischen Teeproduktion
Indien besitzt durch seine Größe von mehr als 3 Millionen qkm unterschiedliche Klima-Zonen, was einen großen Vorteil beim Anbau und der Kultivierung von Tee mit sich bringt. Tee kann ganzjährig angebaut werden. Nordindien und Südindien stellen dabei die wichtigsten Anbauregionen dar. Heute zählen u. a. zu den bedeutenden indischen Bundesstatten für die Teeherstellung:
- Assam,
- Westbengalen/Darjeeling
- Tamil Nadu,
- Kerala,
- Tripura,
- Karnataka,
- Sikkim,
- Nagaland,
- Manipur,
- Bihar und
- Odisha.
Die jährliche Produktionsmenge an Tee beläuft sich auf über 1.300.000 Tonnen. Neben Schwarztee werden auch Oolong, grüner Tee und weißer Tee hergestellt. Indien gilt als weltweit größter Teeimporteur, 12.000 Tonnen Schwarztee sowie 2 Tonnen Grüntee werden jährlich nach Deutschland geliefert. Weitere große Absatzmärkte sind die USA, Ägypten, Russland und der Iran.
In Indien werden sowohl handgepflückte und handgerollte als auch maschinell gerollte Schwarztees (CTC-Tee) hergestellt.
Bedeutende indische Tee-Anbaugebiete & Teesorten
Die indischen Teesorten sind fast ausnahmslos nach ihren Anbaugebieten/Anbauorten benannt. Die bekanntesten Sorten sind Assam und Darjeeling. Darüber hinaus warten mit Dooars, Nilgri und Sikkim weitere Gebiete, in denen feiner indischer Tee angebaut und verarbeitet wird.
- Anbaugebiet und Teesorte Assam: Eine der wichtigsten Schwarzteesorten Indiens ist der Assam-Tee, der in im gleichnamigen Bundesstaat im Nordosten des Landes angebaut wird. Das Anbaugebiet liegt am Fluss Brahmaputra, am Fuße des Himalayas. Das größte zusammenhängende Teeanbaugebiet der Welt erstreckt sich auf 170.000 ha und weist etwa 600 Teegärten auf. Hohe Luftfeuchtigkeit und tropische Hitze sorgen für ein rasches und ertragreiches Wachstum. Die Verarbeitung der Teepflanzen erfolgt in der kühleren Nacht. Zweimal im Jahr kann der Assam geerntet werden. Assam-Tee aus der sogenannten Second Flush Ernte (Ende April bis Anfang Mai) ist kräftig-würzig, malzig mit feiner Honignote. Der Geschmack des intensiv-dunklen Tees zeigt sich leicht und cremig. Der qualitative Schwarztee wird auch gerne in Ostfriesen-Teemischungen verwendet.
- Anbaugebiet und Teesorte Darjeeling (Westbengalen): Im Bundesstatt Westbengalen findet sich die Stadt Darjeeling, die auch Namensgeber für die berühmte indische Teesorte ist, die als Champagner unter den indischen Tees gilt. Darjeeling liegt im Norden, in 2.000 m Höhe an den Südhängen des Himalayas. Intensive Sonneneinstrahlung am Tag und kühle, feuchte Nächte sorgen für exzellenten Tee. Fünf Mal im Jahr wird geerntet. Während die First Flush Ernte (Frühjahr) frischen und blumigen Tee ergibt, zeigt sich das Aroma der Second Flush Ernte (Sommer) blumig und würzig. Die Autumnal Ernte (Herbst) bringt eine milde Tee-Variante. Darjeeling ist klassisch ein Schwarztee, einige Plantagen stellen jedoch auch grüne und weiße Darjeelings her.
- Anbaugebiet und Teesorte Dooars (Westbengalen): Zwischen Assam und Darjeeling, in der bengalischen Tiefebene, gedeiht im Teeanbaugebiet Dooars der gleichnamige Schwarztee. Die Ernte erfolgt sehr früh oder auch im Herbst, was ihn geschmacklich sowohl dem Assam- wie auch dem Darjeeling-Tee näher bringt. Die sehr früh im Jahr geernteten Dooars haben einen blumig-leichten Charakter, die Herbst-Ernte weist einen sehr würzigen Geschmack auf.
- Anbaugebiet und Teesorte Sikkim: Im Himalaya liegt der Bundesstaat Sikkim, das Anbaugebiet für den gleichnamigen schwarzen Tee. Der Anbau erfolgt ausschließlich im Teegarten Temi Tea Eastate. Kenner lieben diese Spezialität, denn sie besticht nicht nur durch eine zauberhafte Bernsteinfarbe, sondern auch durch einen kräftig-blumigen Geschmack, fruchtige Zitrusnoten und einer aromatischen Spur von Cognac und Nüssen. Die Teeblätter aus der Frühjahrsernte werden ausschließlich von Hand verarbeitetet.
- Anbaugebiet und Teesorte Nilgiri: Im Südwesten Indiens liegt das Anbaugebiet Nilgiri. Das hügelige Hochland der Nilgiri-Berge (Blaue Berge) im Bundesstaat Tamil Nadu bietet in einer Höhe von bis zu 2.200 m optimale klimatische Bedingungen für den Teeanbau in etwa 20.000 Teegärten. Nilgiri wird überwiegend für den indischen Konsum verarbeitet, aber auch echte Kenner schätzen den aromatisch-leichten und spritzigen Schwarztee. Das ganze Jahr über können die Teeblätter geerntet werden. Der Tee aus den blauen Bergen, die nach dem eindrucksvollen Blütenteppich des Neelakurini Strauches, der alle 12 Jahre blüht, benannt sind, ist die Basis für englische Teemischungen.
Indische Teespezialität Masala Chai
Masala Chai ist eine typisch indische Teespezialität und gleichzeitig so etwas wie das Nationalgetränk. Der Name lässt sich übersetzen mit Gewürztee. Die Basis bilden ein kräftiger Assam-Schwarztee sowie eine Gewürzmischung, die sich je nach Familienrezept unterschiedlich zusammensetzen kann, denn die Inder haben im Laufe der Zeit ihren Masala Chai immer wieder leicht variiert. Als klassische Gewürzzutaten gelten Anis, Fenchelsamen, Kardamom, Nelken und Zimt. Nach Belieben können weiterhin z.B. Ingwer, Pfeffer, Muskat, Lorbeer hinzugegeben werden. Zusammen mit dem schwarzen Tee regen sie Körper und Geist an und wirken sich positiv auf die Verdauung aus. Zum Süßen verwendet man Zucker oder Honig. Neben Schwarztee und Gewürzen werden Wasser und Milch für die Zubereitung benötigt.
Zunächst werden Wasser, Milch, die ganzen oder im Mörser zerstoßenen Gewürze und Zucker bzw. Honig zusammen aufgekocht. Nach etwa einer Minute Kochzeit kommen die Teeblätter in den Topf. Die Ziehzeit beträgt 10 Minuten. Die indische Bevölkerung schöpft den fertigen Tee mehrmals mit einer Kelle im Topf, damit er eine cremige Textur erhält. Getrunken wird der Masala Chai nicht aus der Tasse, sondern, in dem er schluckweise auf den Unterteller gegeben und dann aufgeschlürft wird.
Eine Abwandlung, die besonders in Europa großen Anklang findet, ist der Chai Latte, erfunden von einer großen Coffeshop-Kette. Im Gegensatz zum echten Masala Chai wird hier mit Pulver und Sirup, Milch und Wasser gearbeitet. An das echte Nationalgetränk reicht der schnelle Chai Latte allerdings nicht heran.