Die Ostfriesen und ihr Tee – eine Liebe, heiß und innig. Fest steht: Ostfriesen gehören zu den Weltmeistern im Teetrinken, gleich nach den Iren: Pro Kopf soll ein Ostfriese während seines Lebens im Schnitt 300.000 Tassen braunen Ostfriesentee-Goldes durch die durstige Kehle rinnen lassen.
Echter Ostfriesentee?
Echter Ostfriesentee, der offiziell diesen Namen trägt, wird nur innerhalb der regionalen Grenzen von Ostfriesland hergestellt. Herstellung beduetet hier, dass die Teehäuser verschiedene Schwarzteesorten mischen und zu einem einzigartigen Ostfriesentee werden lassen.
Der Name ist nicht geschützt und doch ein bisschen …
Nur aus Ostfriesland kommt übrigens „Echter Ostfreisentee“. Denn der Zusatz „Echter“ bzw. „echt“ ist geschützt. Nicht geschützt ist dagegen die Bezeichnung als solche. Anbieter außerhalb Ostfrieslands dürfen ihre Mischungen deshalb „ostfriesische Mischung“ oder ähnlich nennen. Grund ist eine rechtliche Komponente: Namensschutz für Regionalprodukte gibt es nur, wenn das Produkt aus der Region stammen. Da alle Teesorten aber importiert und hier nur gemischt werden, ist die Bezeichnung Ostfriesentee nicht durch die EU als Regionalmarke schützbar.
Große Hersteller bieten echten Ostfriesentee an
In allen Fällen besteht ein richtiger Tee aus Ostfriesland aus eine Abmischungen von schwarzem Tee mit Assam-, Ceylon– und Darjeeling-Tees und Sorten aus anderen Tee-Anbaugebieten, bei einigen Mischungen bis zu zehn.
Alle ostfriesischen Teeproduzenten haben ihre eigenen Firmengeheimnisse, was die „richtige“ Zusammensetzung betrifft. Teilweise sind mehrere Dutzend Sorten enthalten. Die bekanntesten sind Ostfriesische Tee Gesellschaft, Bünting und Thiele & Freese, deren Stätten unter anderem in Aurich, Emden, Leer und Norden zu finden sind. Nicht alle sind über Ostfrieslands Grenzen hinaus bekannt, und alle bieten heute auch Teebeutel an, als Tassen- oder als Kannenbeutel. Denn nicht immer ist Zeit für die berühmte ostfriesische Teezeremonie.
Ostfriesentee zu Hause genießen
Wenn Sie Tee aus Ostfriesland stilecht genießen möchten, können Sie das vor Ort in einer Teestube oder auch zu Hause. Dazu benötigen Sie allerdings das richtige Zubehör. Neben dem Tee und dem Teegeschirr gehören dazu Kandis (die berühmten „Kluntjes“) und frische Sahne („Rohm“). Ganz wichtig: Immer erst die Kluntjes in die Tasse geben, dann mit frisch gebrühtem heißem Tee aufgießen und zum Schluss vorsichtig „ein Wölkchen“ Sahne am Tassenrand in den Tee hineingleiten lassen. Nicht umnrühren! Das ist der typisch norddeutsche Genuss.
Zubereitung
Wer es ganz besonders genau nimmt, bereitet den Tee in einer Kanne zu, läßt ihn dort ziehen und gießt ihn anschließend in eine vorgewärmte Servierkanne um. Das kann eine spezielle Tee-Isolierkanne sein oder – ganz traditionsbewusst – eine schöne ostfriesische Teekanne aus Porzellan mit dazu gehörigem Stövchen und passenden Teetassen. Beliebt sind Teegeschirre mit dem berühmten blauweißen Zwiebelmuster oder der ostfriesischen Rose. Dazu werden spezielle Zuckerzangen für die Kluntjes und Teelöffel gereicht. THeoretisch sind auch andere Süßungsmittel möglich, dann ist es aber nicht mehr typisch für die Region.
Wer sich intensiver über die Geschichte und Tradition der ostfriesischen Teekultur kundig machen will, kann das ausgiebig im Ostfriesischen Teemuseum in Norden, der ältesten Stadt in Ostfriesland, tun. In dem Gebäude direkt am Markt erfährt der Teefreund auch Wissenswertes über die Kunst des Teetrinkens in anderen Ländern und Kulturen und kann kostbares Tee-Porzellan aus aller Welt begutachten. Eine original ostfriesische Teezeremonie mit Verkostung gehört natürlich auch dazu.